Medienpsychologie

Vorträge und Autorentätigkeit :

Veränderungsaspekte der digitalisierten Gesellschaft – Transformation

These: Die sogenannten neuen Medien und Online-Dienste waren ursprünglich als Werkzeug zur Erleichterung der Arbeitsvorgänge des Menschen gedacht und transformieren den Menschen immer mehr selbst als Werkzeug zur Generation umfangreicher Dateneinträge.

Meine Diplomarbeit „Veränderungsaspekte der Digitalisierten Gesellschaft“ setzt sich mit den Veränderungen auseinander, die die Verwendung digitaler Technologien bei uns bewirken. Die Entwicklung der Menschheit war schon immer geprägt durch den Einsatz immer besser entwickelter Werkezeuge. Mit dem Aufkommen der Massenmedien hat die Entwicklung der menschlichen Kommunikation ganz neue Formen angenommen. Ein Visionär war und ist der damals heißumstrittene Kommunikationsphilosoph Marshall McLuhan, der in seinen Überlegungen zum Medium Fernsehen so ziemlich alles vorweggenommen hat, was sich erst heute mit der Entwicklung der weltweiten Online-Dienste abzeichnet.

„The medium is the message“

McLuhans zentrale Überlegung war, dass alle Werkzeuge und Medien Erweiterungen menschlicher Anlagen darstellen. Der Schraubenschlüssel ist die Erweiterung der Hand, das Rad die Erweiterung des Fußes, und Medien bedeuten eine Erweiterung der Sinne. Nach McLuhan stellen die elektronischen Medien eine Erweiterung des menschlichen Zentralnervensystems dar. „Das Medium ist die Botschaft“, so das wohl bekannteste McLuhan-Zitat. Denn „…jede Erweiterung, ob der Haut, der Hand oder des Fußes berührt das ganze psychische und soziale Gefüge.“  Weil Medien unsere Umwelt und unsere Kultur verändern, verändern sie letztendlich auch uns selbst.

( Quelle: vgl. McLuhan, Marshall: Die Gutenberg-Galaxis, Düsseldorf / Wien, 1968)

„Global Village“

Die Veränderungen, die von den elektronischen Medien ausgelöst werden, bedingen nun eine weltweite „elektrische Verschmelzung“, weil ja unsere verlängerten Nervensysteme in permanenten Kontakt stehen, oder „elektrisch zusammengezogen ist die Welt nur mehr ein Dorf – Global Village.“ -Dies in der Theorie, doch soziale Medien führen immer mehr zu urgeschichtlich traditionellen Gruppenbildungen. Diese Gruppen akzeptieren – bestärkt durch die permanente Online Präsenz – oft nur ihre eigene Sicht der Realität, doch ein friedliches gemeinsames Leben setzt die Akzeptanz anderer Sichtweisen voraus.

Social Media Interaktionen Datenprofile

Der Einsatz der neuen Technologien dient nicht mehr nur uns Menschen bzw. den Konsumenten der neuen Medien, sondern immer mehr werden wir selbst durch Bereitstellung unserer Daten zum Werkzeug und Produkt einflussreicher und mächtiger Konzerne wie Google, Facebook, Youtube, Instagram … Der Mensch mit seiner Individualität, seinen Vorlieben und Interessen wird als Produkt eindringlich studiert und analysiert. Die Datensätze werden jederzeit und täglich mit neuem Input ergänzt und aktualisiert. Intelligente Algorithmen und Deep Learning registrieren und verarbeiten unser online Verhalten und unsere social media Interaktionen. Sogar die Tippgeschwindigkeit wird registriert um damit Rückschlüsse auf unser Befinden zu treffen. Wir kaufen online mit Apps und Kundenprofil um ein paar Prozente zu erhalten und bezahlen mit einem umfangreichen Datenprofil. Laut einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer kommt es beim Onlineshoppen oder bei Hotelbuchungen im Internet immer öfter vor, dass die Preise bis zu 55 % varieren je nachdem, ob mit Laptop, iPhone oder einem anderen Endgerät gebucht wurde. Die Online-Preisgestaltung orientiert sich am Surfverhalten der Konsumenten bzw. passt sich dem verwendetem Endgerät an, die Folge sind intransparente Preisstrategien und personalisierte Preispolitik.

Das Geschäft mit persönlichen Daten

Geschäftstüchtige Wirtschafts – und Bonitätsdateien horten umfangreiche, höchst persönliche Datensätze-teilweise auch falsche Informationen- und verkaufen diese ohne Gewähr. Dies kann dazu führen, dass kein Kredit vergeben wird oder z.B. der Erwerb einer Wohnung verweigert wird. Hier braucht es Regulierungen damit die Macht dieser Firmen nicht unethische Dimensionen annimmt. Die gemeinnützige Entfaltung von Ideen und Wissen, mit den neuen Kommunikationstechnologien als Werkzeuge und deren medienkompetente Nutzung sind in Zukunft die wichtigste Wohlstandsressource. Ein generelles Umdenken in unserem Informationsverhalten ist notwendig und daraus erwächst ein immer größeres Maß an Selbstverantwortung.

Medienkompetenz

„Diejenigen, die das Phänomen Geschwindigkeit begreifen, werden auch auf dem Information-Highway die schnellsten sein. Diejenigen, die das neue Denken erfassen und Geschäfte beginnen oder digitale Medien dazu nutzen, neue Projekte zu erfinden, zu entwickeln und in konkrete, nützliche Projekte umzusetzen…Potentiell eröffnet sich jedem einzelnen, an welchem Standort der Erde er auch ist und wenn er über das entsprechende Know-how sowie über die entsprechenden Möglichkeiten verfügt, die gesamte Welt des Wissens: Binnen zwei Stunden erhält er Zugang zu einer Wissensmenge, zu der unsere Eltern ein gesamtes Leben benötigten.“ (Quelle: Leopoldseder, Hannes Welcome to the Wired World in: Bestseller special Ars Electronica 96)

Smartphones – Erweiterung der Sinne ?

Smartphones sind das perfekte Werkzeug zur Erweiterung unserer Sinne. Wir tragen die Welt in der Tasche, haben jederzeit Kontakt zu Freunden am Ende der Welt und Zugang zu gigantischem Wissen. Aber wir haben nicht denselben Zugang zu Informationen und Wissen – die Suchergebnisse die uns Google präsentiert variieren nach Region und individuellen Personalisierungen. Über einige Plattformen wie z.B. Facebook, Youtube oder Instagram erhalten wir angepasste News, Informationen und Freundschaftsvorschläge. So finden sich Gleichgesinnte auf der ganzen Welt mit denselben Interessen und Einstellungen. Aber auch die Gruppenbildung teils auch radikaler Gesinnung wird dadurch gefördert.

Medienpsychologie – Social Media und psychologische Aspekte

Psychologisch betrachtet haben Smartphones und Social Media Apps ein gewisses Suchtpotential. Die Wischfunktion wurde genau durchdacht, jeder Griff zum Handy wird mit Neuigkeiten und digitalen sozialen Aktivitäten belohnt. Social Media – bestimmt das Selbstwertgefühl einer ganzen Generation, junge Menschen sind davon ganz besonders betroffen. Wir verbinden diesen „digitalen Schnuller“ mit Wert und Wahrheit aber dies ist eine falsche und brüchige Popularität. Wir merken nicht einmal das die Nachrichten die wir sehen, die Wahrheit die uns präsentiert wird und die Werbung die uns gezeigt wird, immer zielgerichteter oder manipulierender sein könnte. Unsere Datensätze werden teuer verkauft, wir könnten zum Werkzeug und Produkt innovativer Firmen werden.

Sein oder Schein – Fake News, Deep Fake und KI

Unter Künstlicher Intelligenz (KI) versteht man den Versuch, menschliche Intelligenz mit Methoden aus Mathematik und Informatik nachzustellen und auf Computersysteme zu übertragen.

Anders als in tradtionellen Printmedien gibt es in den sozialen Medien kaum eine Quellenangabe oder ein Impressum. In den sozialen Medien verschmelzen Realität und Fake und sind kaum mehr zu unterschieden. Deep-Fake-Technologien und KI-Influencer verändern unsere Kommunikation in den sozialen Medien. KI Profile sind nicht mehr von herkömmlichen Influencern zu unterschieden, sie chatten mit uns, lassen uns an ihrem fiktiven Leben teilhaben und verkaufen uns ihre Produkte. Mittels Deep Fake können täuschend echt wirkende Videobeiträge von Personen erstellt werden. Deepfakes sind Fotos, Videos oder Audio-Dateien, die mit Hilfe von KI absichtlich verändert werden. Man sieht oder hört Personen, die Sachen tun oder sagen, die sie tatsächlich gar nie getan oder gesagt haben. Umso wichtiger ist es Quellen mit entsprechender Medienkompetenz zu überprüfen.

Résumé

Eine hohe Anforderung, die hier an die Gesellschaft gestellt wird. Gefragt sind Menschen mit schnellem Zugang zu Daten und einem hochentwickelten Selektions-und Bewertungsvermögen, die im Kontrast zu denjenigen stehen, die die neuen Medien nicht beherrschen, passiv dem Orientierungsdruck der Medien ausgesetzt sind, also auf reines Konsumentendasein beschränkte, programmierbare Objektmenschen.

Dem gegenübergestellt sei allerdings die Überlegung, dass wenn auf einen Schlag sämtliche Computer, Sender und Datenübertragungsweisen stillgelegt würden, die Menschheit durch ein zivilisatorisches Chaos nahezu ins Mittelalter zurückfallen würde. Und so ist es auch das Leben, die Natur, einfach glücklich zu sein essentiell für unser Leben. Computer haben damit nichts zu tun, aber sie können unser Leben erleichtern.

Trotz der vielen Für und Wider, die sich der derzeitigen Entwicklung entgegenstellen, offenbart die Informationsgesellschaft den Start in eine neue kulturelle Ära:

Mögest du in interessanten Zeiten leben. Denn interessante Zeiten sind einerseits eine Chance, aber auch von unendlichen Gefahren umgeben. (Quelle: Leopoldseder, Hannes Welcome to the Wired World in: Bestseller special Ars Electronica 96)

Exkurs: Cyber.Philosophy Medientheoretische Auslotungen, Artikel von Frank Hartmann aus dem Jahre 1997 …aktueller denn je !


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